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© Naciye Kamcili-Yildiz
Sankt Martin, Weihnachtsbräuche, aber auch Ramadan – das sind Fest(zeiten), die sich problemlos in das Kitajahr eingliedern oder thematisieren lassen. Hier geht es um das Thema "Teilen", dort um das Familienfest der Liebe, beim Ramadan um "Fasten" und um das "Weniger-ist-mehr". Aber Opferfest? Das ist eher unbekannt, schon das Wort "Opfer" klingt fremd. Doch das Opferfest ist das höchste Fest des islamischen Jahres – schon allein deshalb sollte es auch in der kulturell gemischten Kita wahrgenommen zu werden.
Im Koran begegnet uns in einer Episoden Ibrahim: Gott legt Ibrahim nahe, seinen Sohn Ismael zu opfern. Viele Christen kennen diese Geschichte aus dem Alten Testament: Dort ist es Abrahams Sohn Isaak, mit dessen Beinahe-Opferung Abraham von Gott auf die Probe gestellt wird. In beiden Fällen ist das enorme Gottvertrauen Abrahams/Ibrahims das Schlüsselmoment. Und der Sohn wird gerettet: Gott schickt einen Widder, der stattdessen als Opfergabe dient.
Das ist der Grund für das Opferfest, bei dem in der Regel in der Familie ein Schaf geschlachtet wird – ein Drittel davon wird an Bedürftige abgegeben, ein Drittel den Gästen serviert und ein Drittel für den eigenen Bedarf. Wer in Deutschland nicht schlachten (lassen) möchte, spendet eine festgelegte Summe einer muslimischen Wohlfahrtsorganisiation.
Die Geschichte aus dem Koran und aus der Bibel fällt schwer – nicht nur Kindern, sondern vor allem auch Erwachsenen. Viele Fragen tauchen auf: zum Gottesbild ("Wieso stellt Gott Abraham so 'gemein' auf die Probe?"), zum Verhalten Abrahams ("Wieso nur gehen in der Geschichte Ibrahim und Ismael auf diese Forderung ein?"), der Zumutbarkeit dieser Geschichte für Kinder, Fragen nach Opferritualen und dem Essen von Fleisch. Bei allen Aktionen zum "Miteinander-Feiern" mit Kindern in der Kita ist es deshalb unverzichtbar, sich mit dem Hintergrund des Festes auseinanderzusetzen. Das heißt konkret: sich informieren, Fragen zulassen, diskutieren und weitere Fragen der Kinder ernstnehmen.
Die Religionspädagoginnen Viola Fromme-Seifert und Naciye Kamçili-Yildiz stellen verschiedene Wege vor, wie ihr euch gemeinsam an das Thema "Opferfest" heranwagen könnt:
Einen gut geeigneten Einstieg zum Opferfest bietet z.B. ein Kindercafe, bei dem Kinder erfahren, wie Muslime das Opferfest feiern. Am besten, ihr ladet dazu einen muslimischen Gast in die Gruppe ein (z.B. Eltern oder Großeltern), der aus seiner Sicht von den Festtraditionen erzählt: Kinder und Fachkräfte erfahren so, wie die Festtage ablaufen, ob es Geschenke gibt und was es mit dem Fleisch auf sich hat. Wie war es früher und wie läuft es heutzutage?
Wer tiefer in die Geschichte hinter dem Fest eintauchen will, erzählt sie am besten in kindgerechter Form, z.B. mit den Erzählkarten "Betül und Nele erleben das Opferfest".
Immer wieder wird im Umfeld des Opferfestes über das Thema "Schlachten" diskutiert. Für Familien, die Fleischkonsum ablehnen, bekommt das Opferfest überdies eine ganz eigene Dimension: Kann man das Opferfest feiern, ohne Fleisch zu essen? Hier kommen die Themen Tierschutz, artgerechte Tierhaltung oder Ernährungserziehung ins Spiel. In jedem Fall ist es sinnvoll, dass Kinder lernen, was es bedeutet, sich fleischhaltig zu ernähren. Erforscht gemeinsam: Was sind überhaupt alles tierische Produkte des täglichen Lebens – vom Ei und der Milch über die Salami bis hin zu Wollpullover und Lederschuhen? Warum müssen Tiere gut behandelt werden? Kann ich auf Fleisch verzichten? Und was heißt eigentlich "Opfer"?
Mehr Tipps zum Feiern durchs Jahr mit Kita-Kindern verschiedener Kulturen: Miteinander feiern. Die 7 schönsten Feste für interkulturelle Kita-Gruppen.
Das islamische Opferfest 2019 beginnt am Abend vom 11. August und endet am Abend vom 15. August. Das Opferfest 2020 beginnt am Abend vom 30. Juli und endet am Abend vom 3. August.
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