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Tür-und-Angelgespräche in Krippe und Kindergarten

Publiziert am 02.08.2022  von Wenke Bönisch

Vertrauen schaffen, Bindungen aufbauen: Warum Tür-Angel-Gespräche für Eltern wichtig sind

An einem Mittwoch-Nachmittag in einer Kita: hier erinnert ein Erzieher die Mutter, dass morgen der Ausflug um 8.30 Uhr beginnt, dort erklärt die Kollegin dem Vater, dass seine Tochter beim Spielen im Garten mit einem anderen Kind zusammenstieß, zum Glück ist jedoch nichts passiert. Beides sind typische Tür-Angel-Gespräche – das Salz in der Elternarbeit.
Dieser kurze persönliche Moment des Austauschs zwischen Eltern und Erzieher ist eine der wichtigsten Säulen in der Erzieher-Eltern-Beziehung. Denn täglich findet es statt. In den kurzen Gesprächen treffen sich Erzieher und Eltern persönlich. Schrittweise lernen sie sich kennen: ihre Einstellungen zu Erziehungsfragen, ihre Persönlichkeiten und Hinweise auf familiäre oder berufliche Situationen. Vor allem für Erzieher rundet sich das Bild über die familiäre Herkunft des Kindes ab: ist ein Elternteil viel auf Dienstreisen, wie viele Geschwister leben mit im Haushalt bis zur Einstellung der Eltern hinsichtlich Spielzeug. Mit feinem Gespür für die Zwischentöne können Erzieher so sehr viel mehr das Kind insgesamt einordnen.

Von Organisation bis Erziehungstipps: Vielfalt der Gesprächsthemen

Es gibt keine feste Definition, was genau Tür-Angel-Gespräche umfassen. Die Themen reichen von organisatorischen Hinweisen, kurzen Rückmeldungen der Erzieher über den Tag, Nachfragen der Eltern zum Alltag des Kindes in der Kita-Gruppe, Hilfe bei Erziehungsfragen bis zum ersten Austausch zu schwierigen Situationen rund um das Kind wie beispielsweise auffälliges Verhalten oder mögliche Verzögerungen in der Entwicklung.
Je offener, klarer und hin und wieder auch mit einer persönlichen Note gewürzt die Gespräche verlaufen, desto mehr bauen beide eine vertrauensvolle Beziehung auf. Nichts ist für die meisten Eltern unangenehmer als eine distanzierte Erzieherin. Schließlich wollen Eltern wissen, wer ihre Kinder täglich betreut und in der Entwicklung begleitet.
Damit überhaupt Tür-Angel-Gespräche in Gang kommen, ist es für Eltern hilfreich, dass die pädagogische Fachkraft bei Bring- oder Abholsituationen in der Nähe der Tür ist. Tatsächlich habe ich schon Situationen bei jungen, frisch ausgelernten Erzieherin erlebt, dass sie am Ende des Raumes im Gewusel der Kinder untergingen. Das ist irritierend für das Kind und für mich als Mutter, weil ich das Kind nicht ordentlich übergeben kann. Auch schweigende oder eine verschlossene Körperhaltung einnehmende Erzieherinnen senden keine Signale für ein Tür-Angel-Gespräch aus.
Erzieherinnen dürfen aber auch klar kommunizieren, wenn Tür-Angel-Gespräche gerade nicht möglich sind. Wir Eltern übersehen hin und wieder, dass nicht nur das eigene Kind gerade in der Gruppe ist. Der unpassende Moment, das zu tief gehende Thema: hier ist ein offener, ehrlicher Hinweis sehr gut angebracht.

Man sieht sich am nächsten Tag wieder: Tür-Angel-Gespräche in Konfliktsituationen

Tür-Angel-Gespräche werden für beide Seiten dann schwierig, wenn Konfliktsituationen entstehen: sei es ein negatives Verhalten des Kindes über einen längeren Zeitraum (für Eltern ist es nicht angenehm, immer wieder die gleichen Beschwerden zu hören), ein Missverständnis zwischen Eltern und Erzieher, vielleicht noch durch beruflichen Stress verstärkt. Für alle Beteiligten gilt: am nächsten Tag sieht man sich wieder. Höflichkeit, Respekt und ein Umgang auf Augenhöhe müssen die Grundlagen der Tür-Angel-Gespräche bleiben. Eltern sollen immer beachten, dass die Erzieherinnen mehrere Kinder gleichzeitig betreuen. In der Kita gibt es andere Regeln, einen anderen Gruppenalltag als zuhause. Erzieherinnen hingegen sollen Eltern nicht vorschnell mit Vorwürfen oder selbstgestellten Diagnosen überrumpeln. Mit einer offenen Frage signalisieren sie Eltern, gemeinsam den Konflikt wahrzunehmen und zu lösen.
In Tür-Angel-Gesprächen lernen Erzieherinnen und Eltern sich gegenseitig über die Wochen und Monate hinweg kennen. Mit Offenheit, Freundlichkeit, einem persönlichen Wort und immer eine Spur Toleranz schaffen sie eine sichere, vertrauensvolle Elternarbeit, von der vor allem am Ende das Kind profitiert.

Wenke Bönisch, Mutter von 4 Kindern, beruflich für eine Online Marketing-Agentur tätig, rezensiert seit 2013 Kinder- und Jugendbücher auf ihrem Buchblog kinderbibliothek.blogspot.com (https://kinderbibliothek.blogspot.com/). Hier im Blog des Don Bosco Verlages schreibt sie über Kita-Themen aus der Elternperspektive.

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