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Interview mit Karsten Adlung: Wie Spiele Kindern mit Lernschwächen helfen können

Publiziert am 25.10.2023  von Blog-Redaktion „donbosco-medien.de"

Herr Adlung, was ist Ihr persönliches Lieblingsspiel und warum?

Ich spiele gerne Taktik- und Strategiespiele wie zum Beispiel Schach, weil man bei solchen Spielen über mehrere Runden vorausplanen muss. Als Kind habe ich gerne „Fang den Hut“ gespielt und sogar mal selbst ein Riesen-Fang-den-Hut gebaut. Ich komme aus einer großen Familie, in der schon immer viel gespielt wurde. 

Sie sind mit Ihren Produkten spezialisiert auf Lern- und Therapiespiele. Wie kam es dazu?

1989 habe ich angefangen, selbst Spiele zu konzipieren. Meine ersten Spiele waren Taktik-Spiele. Eines Tages war ich mit meinem Verlag auf einem Autorentreff, der jährlich in Göttingen stattfindet, und bei dem Autoren und Autorinnen ihre Ideen vorstellen. An meinem Nachbartisch ging damals die Post ab. So habe ich das Kartenspiel „Speed“ von Reinhard Staupe kennengelernt und war sofort fasziniert. Wenig später konnte ich das Spiel in unser Programm aufnehmen.

Was ist das Besondere an „Speed“?

Das Prinzip ist einfach. Es geht darum, dass man Karten auf zwei Stapeln ablegt und dabei drei Merkmale – Motiv, Farbe und Menge – im Blick behält. Zwei Spieler versuchen, so schnell wie möglich und wild durcheinander, alle ihre Karten loszuwerden. Man legt entweder Form auf Form, Farbe auf Farbe oder Menge auf Menge. Für mich als ADHSler war es das erste Mal, dass meine besonderen Fähigkeiten in einem Spiel gefragt waren: Schnelligkeit und das Denken auf verschiedenen Ebenen. Für mich war das Spiel wie eine Sucht.

Müssen hyperaktive Kinder nicht eher ruhig gestellt werden?

Ich war einmal auf einer Messe und habe ununterbrochen unsere Spiele vorgestellt und gespielt. Die Messe dauerte vier Tage. Ich dachte, dass ich am Ende absolut erschöpft sein würde. Nach zwei Tagen habe ich bemerkt, dass ich trotz des dauernden Spielens keineswegs überfordert war. Ich hatte mich zum ersten Mal ruhig und geerdet gefühlt. Damals wusste ich aber noch nicht, dass ich hyperaktiv bin. Inzwischen werden Spiele wie „Speed“ von Therapeuten nachgefragt.

Was war der Grund dafür?

Ich denke, das liegt daran, dass die Spiele das Denken auf mehreren Ebenen und die Vernetzung beider Gehirnhälften fördern. Dazu kommt, dass die Motivation beim Spielen automatisch groß ist, weil man besser werden will. Bei „Quirrly“ beispielsweise fällt es mir leichter, mir zu merken, in welchem Kartenstapel eine Zahl ist, als diesen Stapel immer neu zu durchsuchen, was ich auch tun könnte. Ich trainiere also mein Gedächtnis. Beim Spielen mit Karten gibt es auch den motorischen Aspekt. Man muss die Karten auf der Hand halten, ablegen, mischen, durchsuchen.

Haben Sie auch Spiele für Kinder mit Dyskalkulie?

Unser Klassiker für Kinder mit Rechenschwäche ist „Dots“, das leider im Moment nicht lieferbar ist. Bei „Quirrly“ muss man die Zahlen Eins bis Dreizehn legen. Dieser Zahlenraum ist wichtig. Jeder Mensch kann in der Regel bis zehn zählen, da wir zehn Finger haben. Die Elf erschließt sich aber nicht automatisch, ebenso nicht die Zwölf. Die heißen einfach so, die muss man sich merken. Kinder mit Rechenschwäche tun sich damit schwer. Dann kommt die Dreizehn, die Drei und die Zehn. Das ist wieder nachvollziehbar.

Aber auch Menschen ohne Rechenschwäche können das Spiel spielen …

Ja, sicher. Alle Spiele sollen vor allem Spaß machen und nebenbei macht man ein bisschen „Therapie“. Es gibt immer Spielvorschläge für unterschiedlichen Varianten und Altersstufen. Die Spiele sind daher von ihrem Aussehen her auch nicht kindlich gehalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Karsten Adlung vertreibt mit seinem Verlag Adlung-Spiele bei Stuttgart seit 1990 Kartenspiele für den Lern-und Therapiebereich. Er ist darüber hinaus selbst Spiele-Autor.

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