Entspannt und achtsam durch den Alltag.

Du bist gut so wie du bist

Publiziert am 01.08.2013  von Anna Klein

Anderssein ist in unserer Gesellschaft sehr zweideutig belegt.
Einerseits streben wir nach einer gewissen Andersartigkeit, die uns von den anderen unterscheidet, uns zu etwas „Besonderem“ macht. Andererseits wollen wir auf gar keinen Fall anders sein, negativ auffallen, aus der Gemeinschaft wegen unserer Andersartigkeit ausgeschieden sein. Das bedeutet, dass Anderssein positiv wie auch negativ besetzt wird und die Definition von Anderssein sozial und damit gesellschaftlich bestimmt wird. Und hier sind wir beim Prinzip der Inklusion:                                                                                                                      
Inklusion in ihrem Kern meint, dass alle Menschen anders, also verschieden sind. Und diese Vielfalt, auch Diversität genannt, ist per se erstmals positiv besetzt. Wir empfinden das Anderssein als eine Bereicherung, ein Geschenk an die Gemeinschaft. So können wir aus einer großen Fülle von Ressourcen und Möglichkeiten schöpfen.
Übertragen auf den pädagogischen Alltag bedeutet das, dass ich jedes Kind in seiner Verschiedenheit als etwas ganz besonders Schönes wahrnehme und mich über die Vielfalt als eine Bereicherung in der Gruppe oder Klasse freue.
Dies erfordert von mir als Pädagogin und als Pädagoge, dass mein Blick wertschätzend, ressourcenorientiert und mit Respekt vor der Andersartigkeit die Menschen betrachtet.
Die Kinder werden „positiv etikettiert“ und nicht mit Diagnosen und Defiziten ausgestattet. Ein Zappelphilipp ist dann ein Kind, das sich gut und begeistert mit sich und dem eigenen Körper auseinandersetzt und gern in Bewegung ist.

Dann stellt sich weniger die Frage: „Wie müssen Kinder sein, damit sie in unsere Einrichtung passen?“ Sondern die Frage lautet: „Wie muss unsere Einrichtung sein und wie müssen wir Pädagogen und Pädagoginnen sein, damit wir den Kindern, die in ihrer Vielfalt zu uns kommen, ausreichend gerecht werden?“

Damit wird klar, dass Inklusion nicht ein neues Programm oder eine Methode ist, die man anwenden kann, sondern es hier vielmehr um eine Haltung mit klaren am Menschen orientierten Wertvorstellungen geht. Das verlangt von uns Pädagogen und Pädagoginnen eine fortlaufende, reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung, die Erarbeitung von neuen Möglichkeiten für die Umsetzung im Alltag, das Üben von wertschätzender und ressourcenorientiertere Beobachtung als Basis für die pädagogische Arbeit und vieles mehr.                  
Das ist viel Arbeit - auch an der eigenen Person. Der Weg dabei ist genauso vielfältig und bunt wie die Menschen, die ihn gehen.
Die große Chance bei Inklusion ist dann, dass wir damit gleichzeitig an einer Haltung in der Gesellschaft arbeiten. Wir beeinflussen damit auch, wie weiterhin mit Andersartigkeit umgegangen wird. Wir setzen einen Grundstein für die Haltung und Werteentwicklung schon bei den ganz Kleinen, die lernen, dass das Anderssein Freude macht.  Anderssein ist eine Bereicherung. Die grundlegende Botschaft lautet dann: Du bist gut, so wie du bist. Und du bereicherst damit mein Leben und unsere Gemeinschaft. Dafür danke ich dir von Herzen! Was das für die gesamte Seinsentwicklung von Kindern bedeutet ist im Sinne von Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit, Resilienz etc. ziemlich einleuchtend.

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