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Bildung der Zukunft

Publiziert am 20.09.2022  von Blog-Redaktion „donbosco-medien.de"

Flexible Bildung für eine unbekannte Zukunft

Für die Zukunft zu bilden bedeutet, Schüler:innen von heute auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten zu müssen. „50 Prozent der Arbeitsplätze, die es in 20 Jahren gibt, können wir uns heute nicht vorstellen“, gibt der bekannte Kinderarzt und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster zu bedenken.(1) Schüler:innen müssen also lernen, maximal flexibel und anpassungsfähig zu sein: Sie müssen kritisch denken und (digitale) Inhalte hinterfragen können, dabei teamfähig sein und zwischenmenschliche Fähigkeiten gewinnbringend einbringen.

Das Anforderungsprofil erscheint wahrlich hoch, sind die Lehrpläne von heute doch immer noch gut gefüllt mit „altem Stoff“. Die ganze Schulfamilie steht damit vor besonderen Herausforderungen.

Wissen ansammeln vs Wissen anwenden

Erfolgreich zu sein bedeutet schon heute nicht mehr, möglichst viel Wissen – wie etwa durch Auswendiglernen – anzusammeln. Wissen ist ständig und überall über das Internet verfügbar. Vielmehr steigt die Bedeutung, gezielt Fähigkeiten zu erwerben, Wissen situationsbedingt intelligent anzuwenden.

Zunehmende Bedeutung von Soft Skills

Immer wichtiger werden außerdem soziale Fähigkeiten, die sich auch in Zukunft nicht durch Computer ersetzen lassen werden. Gewiss: Lesen, Schreiben und Mathematik bleiben zentrale Bildungsziele. Doch gewinnen zwischenmenschliche Skills immer mehr an Bedeutung. Bereits heute werden überall auf dem Arbeitsmarkt Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit, Empathie, Teamfähigkeit und kritisches Denken gefordert.

Im Team lernen

Schüler:innen von heute müssen zudem lernen, im Team nach besten Lösungen zu suchen und Fakten gemeinsam zu entschlüsseln. Das betrifft nicht nur die Kinder untereinander, auch Lehrkräfte dürften zukünftig weniger belehren. Medienpädagoge und Bildungsinfluencer Matthias Kullick spricht von einem Identitätswechsel des Lehrers zum Begleiter und fragt, ob nicht sogar die freie Lehrerwahl zur Bildung der Zukunft gehört (2) – bei wem lerne ich was am liebsten und effektivsten?

Lebenslang motiviert lernen

Zugleich wächst die Bedeutung, sich immer wieder eigenverantwortlich für das Erlernen von neuem Wissen begeistern und motivieren zu können. Wissen veraltet schneller, Neues kommt stetig hinzu. Während früher das in einer Ausbildung erlernte Wissen lebenslang für die Ausübung eines Berufes ausgereicht hat, endet heute das Lernen nicht mehr mit einem Abschluss. So verweist das Zukunftsinstitut in Frankfurt, das als eines der bedeutendsten ThinkTanks der europäischen Zukunftsforschung gilt, auch auf die immense Bedeutung von Begeisterung und Neugier für Wissen in Bildungsprozessen, denn die „Neugier ist die sensibelste und pädagogisch am schwierigsten zu fördernde Kompetenz - zugleich aber auch die wichtigste.“ (3)

Zeit für Beziehungen ohne Bewertung und Abwertung

Renz-Polster weiß, dass Kinder dann am besten lernen, wenn sie in Beziehungen sind, die ihnen etwas bedeuten. Für diese Beziehungen braucht es vor allem Zeit, Raum und Gelegenheit, sich begegnen zu können und zu gestalten.(4) So fordert beispielsweise auch die Grundschullehrerin und Bildungsbloggerin Saskia Niechzial ein Lernen auf Augenhöhe in einer „Bildungswelt, die nicht mehr getragen ist durch Vergleich, Bewertung, Noten und Wettbewerb“.(5)
Gerade bei der digitalen Bildung liegt hier eine große Chance, dass Schüler:innen und Pädagog:innen sich von Beginn an auf Augenhöhe begegnen.

Schulsystem fit für die Zukunft?

Dass das heutige, starre Schulsystem mit übervollen Lehrplänen nicht die besten Voraussetzungen für die genannten Anforderungen mit sich bringt, liegt auf der Hand. Im Gegenteil: Renz-Polster gibt an, dass 25 Prozent der Kinder nichts aus der Schule mitnehmen.
Eine zukunftsfähige Bildung müsste u.a. beinhalten:

  • mehr Freiräume und Zeit für Lernprozesse
  • dialogisches Lernen statt passiver Wissensvermittlung
  • Lehren und Leben von Demokratie
  • Überarbeitung der Lehrpläne zugunsten von Soft Skills
  • Umdenken in der Bewertung, die in vielen Fällen eine Abwertung ist

Kreative Lösungen - Spielräume öffnen und nutzen

Manche Schulen haben in der Pandemie eine höhere Flexibilität und Mut zur Kreativität gezeigt. Auch gibt es Initiativen, die Schulen mehr Freiräume in der Gestaltung der Bildung schaffen. So startet beispielsweise Rheinland-Pfalz zum neuen Schuljahr 22/23 mit dem Bildungsprojekt „Schule der Zukunft“, an dem 45 Schulen teilnehmen, darunter 9 Grundschulen. Die Schwerpunkte des Modells betreffen dabei Themen wie Inklusion, Nachhaltigkeit, selbstgesteuertes oder auch klassenübergreifendes Lernen, aber auch Demokratie- und Partizipationsfähigkeit.

Für die Zukunft der Bildung wird wichtig sein, immer wieder individuell buchstäbliche „Spielräume zu öffnen, „den Staub von den Regalen zu pusten“ (6), wie Saskia Niechzial es nennt. Kinder stark werden zu lassen, ihnen die Verantwortung für ihr Lernen beizubringen, wird entscheidend sein, um die heutige Schülergeneration auf ein erfolgreiches Morgen vorzubereiten.

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