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Gott greift nach meiner Hand: Wie der „heart beads“-workshop unserer Gruppe in der Vorbereitung auf die Firmung einen großen Schub gegeben hat
Als ich dieses Jahr zum ersten Mal den ehrenamtlichen Job als Leiter einer Firmgruppe übernahm, hatte ich vor allem wegen einer Sache wackelige Knie: Würde ich auf die kritischen Fragen der Firmlinge glaubwürdig Antworten finden können? Wie würde es sein, mit Vorwürfen gegenüber Kirche und Glauben konfrontiert zu werden? Und könnte ich sorgsam mit den Wünschen oder auch Befürchtungen der Jugendlichen umgehen? Die große Überraschung war: Ich wurde gar nicht gefordert. Wenn man 14 Jahre alt ist, will man ganz offensichtlich nicht über kirchliche, religiöse oder spirituelle Themen reden, schon gar nicht vor anderen in einer Gruppe. Coolness heißt das höchste Gebot. Schade nur, dass eine Firmvorbereitung ohne Gespräche im luftleeren Raum bleibt. Doch zum Glück gibt es Marco Kargl – und seinen „Heartbeads“-Workshop.Von unserem Pfarrer und der Gemeinde auch finanziell unterstützt konnte ich zusammen mit meiner Ko-Leiterin Marco für einen halben Tag in den Pfarrsaal einladen. Er brachte 16 Mädchen und Jungen sowie vier Gruppenleiter dazu, ihr Herz abzuschreiten und durch ihr Leben zu gehen, ohne große oder peinliche Reden halten zu müssen. Denn dank seiner „Herzensperlen“-Methode tragen wir seitdem, was uns wichtig ist, offen an unserem Handgelenk: in bunten Perlen an einem Armband. Wir lassen die Farben und Formen sprechen, jede und jeder auf einzigartige Weise. Im Workshop hatten wir die Auswahl aus unzähligen Kügelchen, die Marco in kleinen, glitzernden Plastikboxen mitgebracht hatte. Mit ihrer Hilfe konnte jeder seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.
Nicht nur für Jugendliche ein Erlebnis
Uns als Leiter hatte dieses Armband besonders fasziniert. Denn wir hatten für unsere Gruppe das Thema „Pilgern“ in einer modernen Form gewählt. „In Bewegung zu Gott und zu mir“ lautete der Untertitel. Und dieses Unterwegssein schien uns perfekt zu Marcos Idee zu passen, Perle für Perle, also Schritt für Schritt, die eigene Herzenswelt zu erkunden. Mit insgesamt 20 Perlen lernte jeder Firmling seine „Ich“- und „Du“-Welt, seine „Licht“- und seine „Schatten“-Seite kennen. Für uns war das dem Pilgern ganz ähnlich. Wir hatten uns in der Gruppe beim spirituellen Laufen, beim Wandern und Radfahren, bei Atemübungen und Qi Gong auf den Weg gemacht. So fanden wir das Anfertigen des Armbands einen richtig guten Abschluss für unsere Firmtreffen.Für mich steckt in dem Armband auch ein Stück Alternativkultur. Ich bin 1968 geboren. An die Zeit habe ich keine Erinnerung, aber so ein buntes Armband, wie wie wir es in gut vier Stunden hergestellt haben, hat für mich etwas aus dieser von Hippies und Flowerpower geprägten Ära: Es ist spontan, es ist nicht für die Ewigkeit und es ist selbst gemacht. Außerdem erinnert es uns daran, dass unser Leben nicht aus einer vorgefertigten Schablone besteht. Unser Leben ist ein Weg und wir können auf seinen Stationen unsere Perlen zum Leuchten bringen, können ihre Farben ändern oder neue Kugeln auffädeln. Firmung heißt, den Heiligen Geist zu empfangen. Und der steht für Aufbruch und Veränderung. Diesen „spirit“ erleben wir in Marcos Workshop spielerisch und äußerst anschaulich. Denn wir nehmen jede einzelne Perle unseres Lebens buchstäblich in die Hand.
Marco stellt die richtigen Fragen: Warum bin ich in diesem Workshop, warum bei der Firmvorbereitung? Weil es die Oma oder die Mama wollte? Weil es Geschenke und Geld geben wird? Oder vielleicht auch, weil ich spüre, dass mein Leben jetzt losgeht und der Aufbruch ganz schön verwirrend sein kann? Im Grunde ist Marco als Person schon spannend genug für die Kids. Doch die Reise wird noch emotionaler: Mit Kurzfilmen auf youtube, mit Geschicklichkeitsübungen oder mit dem Beschriften eines Steins. Als wir über den Hof in die nahe gelegene Kirche gehen und diese in einer Stilleprozession durchqueren, spürt jeder: Das hier geht mich unmittelbar an. Oder anders gesagt: Alles in meinem Leben kann zu einer Erfahrung Gottes werden. Der Geist Gottes kann mich in jedem Lebensbereich durchdringen. Symbolisiert zum Beispiel in meiner Potenzial-Perle, der Entscheidungs-Perle, oder der Freundschafts-Perle. Und natürlich in der Lachkugel, der 18. Perle an meinem Arm.
Das Ergebnis: ein Perlenband am Handgelenk
Am Ende hat jedes Mädchen und jeder Junge ein fertiges Perlenband am Handgelenk. Zwei linke Hände galten nicht als Ausrede. Welche Farbe hast du genommen? Warum hast du diese megagroße Perle aufgefädelt? Ist Sehnsucht wirklich weiß wie die zugehörige Kugel? Es wird geredet, gezeigt und diskutiert – das oberste Gebot der Coolness gilt endlich nicht mehr. Wir sind offen und sprechen über uns. Auch ich als Erwachsener habe mir ein Armband gemacht. Marcos Workshop brachte mir eine Erinnerung an meine eigene Jugend und zugleich die Rückfrage an mein aktuelles Leben. Die Firmung war eben auch für mich nur der Anfang. Darum trage ich das Armband immer wieder, als Erinnerung daran, dass ich so viel mehr bin als nur der Stress im Alltag. Als fröhliches Zeichen, dass ich Gott weiter in meinem Leben suchen möchte. Ich hoffe, die Firmlinge tun dies auch und tragen ihr Armband ab und an. Sagen, ob sie dies tun, werden sie es uns nicht, aber sehen können wir es vielleicht.
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