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Was ist dran am "DigitalPakt Kita"?

Publiziert am 20.04.2021  von Christoph Horner

Der Didacta Verband fordert einen „DigitalPakt Kita“ für die frühe Bildung und stellt die Aufgabe von Kindertageseinrichtungen in den Mittelpunkt, Kinder mit grundlegenden Kompetenzen auszustatten: Sie sollen so für die Herausforderungen fit gemacht werden, die ihnen in ihrem Leben begegnen.
 

Das fordert der DigitalPakt Kita

Der Ausschuss Frühe Bildung des Didacta Verbandes focussiert insbesondere die digitalen und medialen Herausforderungen, mit denen Kinder heute konfrontiert werden. Die Forderungen des Digitalpaktes Kita sind:

  • Medienpädagogische Konzepte
  • Digitale IT-Infrastrukturen
  • Die entsprechende Ausstattung
  • Umfassender technischer Support
  • Qualifiziertes pädagogisches Fachpersonal
     
Das müssen Kita-Fachkräfte beachten

Für frühkindliche Bildungseinrichtungen ergeben sich im Zeitalter der Mediengesellschaft mit ihren Digitalisierungstendenzen einige Bedingungen, die zu beachten sind (vgl. didacta Forderungen zum Digitalpakt Kita, S. 2 u. 3):

  • Die Erschließung der (auch digitalen) Umwelt beinhaltet Chancen und Risiken zugleich. Kinder sollen eine verantwortungsvolle, achtsame und kritische Grundhaltung entwickeln und mediale/digitale Kompetenzen erwerben. Schlüssel hierzu sind entsprechend qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen, die sich als Mit-Lernende verstehen.
  • Digitale Systeme, Informationsverarbeitung, Funktionsweisen technischer Geräte (und Medien) erfordern verschiedene mediale/digitale Kompetenzen. Hierbei ist zu beachten, dass Kindertageseinrichtungen sensible Bereiche sind, innerhalb derer behutsames Vorgehen unabdingbar ist. Analoge und digitale Lebenswelten sind aufeinander zu beziehen.
     
Was heißt das konkret?

Somit geht es dem Didacta Verband darum:

  • Bildungspläne in den Kindertageseinrichtungen zu aktualisieren,
  • die Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte weiter zu professionalisieren sowie
  • Kita-Verwaltung, Elternkommunikation und Bildungsdokumentation zu digitalisieren.
  • Darüber hinaus sollen Erzieherinnen und Erzieher mit Laptops und Tablets ausgestattet werden und
  • alle Einrichtungen sollen ein erweitertes Methodenrepertoire sowie eine ergänzende Grundausstattung wie Bau-, Werk- und Kreativmaterial zum spielerischen Erwerb medialer/digitaler Kompetenzen anbieten.
     
Bewertung aus medienpädagogischer Sicht
  • Der lebensweltliche Ansatz gewinnt: Aus medienpädagogischer Sicht freue ich mich sehr über diese Initiative. Meiner Meinung nach soll der geforderte DigitalPakt Kita einen lebensweltlichen Ansatz verfolgen, um der kindlichen Lebenswelt gerecht werden. Wichtig ist es, zu erkennen, welche Bedeutung (analoge und digitale) Medien in der kindlichen Entwicklung einnehmen und welche Rolle Eltern, Erzieherinnen und Erzieher beim kindlichen Erwerb von medialen und digitalen Kompetenzen haben sollten. Alle pädagogischen Tätigkeiten müssen stets alters- und entwicklungsangemessen sein, das gilt auch für die Medien- und Digitalerziehung.
  • Erfolgsversprechend ist ein praxisnahes Bildungsmodell: So können Erzieherinnen und Erzieher ihre eigenen medialen/digitalen Kompetenzen gemeinsam mit den Kindern in die praktische Arbeitswirklichkeit integrieren. Es werden Situationen, Räume und Zeiten geschaffen, Spiel-, Lern- und Erfahrungsangebote in die Praxis umgesetzt. Digital- und medienkompetente Erzieherinnen und Erzieher wissen, dass und wie sie die Organisation kindlichen (analogen und digitalen) Medienhandelns gezielt fördern können. Dies geschieht immer mit Bezug zu den zu vollziehenden Entwicklungsschritten und den zu lösen Entwicklungsaufgaben. Es gilt Kinder darin zu bestärken, aus ihrer eigenen Motivation heraus und mit ihrer eigenen Zielsetzungen zu handeln, ihnen ein reflektiertes Verhältnis zu sich selbst sowie zu ihrer Mit-  und Umwelt zu ermöglichen.
  • Die Pädagogik muss im Mittelpunkt stehen: Jedes Kind muss die Möglichkeit erhalten, sich in die Mediengesellschaft mit ihren Digitalisierungstendenzen hinein zu entwickeln und darin selbstbestimmt, kritisch und mit Sinn für soziale Verantwortung zu leben (vgl. Dieter Baacke). Die Herangehensweise ist dabei auf Umsetzungsebene nicht zuerst technisch geprägt, vielmehr steht die Pädagogik im Mittelpunkt. Dadurch gelingt es, einerseits Gefährdungsrisiken präventiv zu begegnen und andererseits Potenziale innovativ, originell und mit Gewinn für Kinder zu nutzen.

 

Vier Grundpfeiler der medienpädagogischen Arbeit

Ein erfolgsversprechendes praxisnahes Bildungsmodell sollte aus vier Dimensionen bestehen (vgl. Christoph Horner, „Medienerziehung in der Kita“, München 2021):

  • Mediale und digitale Fingerfertigkeit (=Pragmatik): praktisches Erkunden, aufmerksames Suchen von digitalen Medien, Erfahrung von Unterstützung
  • Mediale und digitale Alphabetisierung (=Kultur): unter Anleitung verschiedene Gebrauchsweisen von digitalen Medien kennenlernen und Wissen über sie sammeln
  • Mediale und digitale Selbstaufmerksamkeit (=Fiktion): in geeigneten Rahmenbedingungen sich selbst, sein eigenes mediales und digitales Handeln erleben, erfahren, wahrnehmen
  • Mediale und digitale Arktikulation (=Konstitution): mediale und digitale Erfahrungen mitteilen und Produkte/Produktionen aktiver (analoger und digitaler) Medien Arbeit schaffen können.
     
Ohne digitale und mediale Bildung geht es nicht

So betrachtet ist aktive digitale und mediale Erziehung bereits im frühen Kindergartenalter möglich und spätestens in der Vorschule unabdingbar. Eine Differenzierung nach unterschiedlichen institutionellen Ebenen wie Krippe, Kindergarten, Hort, Grundschule oder nach Altersstufen (bis 3 Jahre, 3 bis 6 Jahre, 6 bis10 Jahre und darüber hinaus) sowie nach pädagogischen Tätigkeiten (visuell, auditiv, audiovisuell oder interaktiv) helfen Erzieherinnen und Erziehern, digitale Medienerziehung in die Praxis umzusetzen. Ich unterstütze daher die Forderung des Didacta-Verbandes nach einem DigitalPakt Kita.
 

Die zwischenmenschliche Beziehung bleibt im Mittelpunkt

Abschließend ist noch die grundlegende Wichtigkeit der so genannten Subjekt-Subjekt-Relation zu betonen: Auch in der Digitalisierung und Medialisierung bedeutet Erziehung immer die wechselseitige Beziehung zwischen Menschen. Bei aller Forderung nach einem DigitalPakt Kita sind die Pädagoginnen und Pädagogen mit ihren menschlichen Qualitäten ein wesentlicher Garant für eine humane Gesellschaft. Die Leistungen pädagogischer Fachkräfte auf der menschlichen Ebene sind in der digitalen Mediengesellschaft nicht hoch genug einzuschätzen. Mein Wunsch ist es daher, im DigitalPakt Kita die gesellschaftliche Relevanz von Erzieherinnen und Erziehern ausreichend wertzuschätzen.

Christoph Horner, Studium der Pädagogik, Lehrberechtigung an beruflichen Schulen. Er leitet die Caritas Don Bosco Berufsfachschule für Kinderpflege in München und unterrichtet angehende Erzieher:innen in Literatur- und Medienpädagogik. Der Autor ist Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft katholischer Berufsfachschulen Bayern und Mitglied im „Beirat Berufliche Schulen“ des Landescaritasverbandes Bayern.
 

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