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Religion mit den Kleinsten

Publiziert am 09.04.2014  von Viola M. Fromme-Seifert

„Du: Pferd; Du: armer Mann; Ich: Martin!“ – Mit diesen Worten fordert Elias (gerade 2) andere Kinder zum Spiel auf – im März! Fünf Monate beschäftigt ihn der Heilige Martin schon als Vorbild und begleitet ihn im Alltag. Wenn er etwas teilt – denn das lernt er gerade – teilt er wie Martin.
Wie kann sich ein Kleinkind über einen so langen Zeitraum von einem Thema bewegen lassen? Wie äußert es was es braucht? Wie zeigt es seine Spiritualität? Und was zeichnet eine fördernde Religionspädagogik im U3-Bereich aus? Diesen und vielen anderen Fragen geht das Forschungsprojekt RPE (Religionspädagogik im Elementarbereich) der Katholischen Hochschule NRW unter der Leitung von Prof´in Agnes Wuckelt nach. Bundesweit beobachten, durch Wissenschaftlerinnen begleitete, Erzieherinnen 125 ausgewählte Kinder über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren in ihrem spirituellen und religiösen Agieren.
Zwei forschende Erzieherinnen, Stefanie Mika und Kathrin Nowak, die seit 2012 gemeinsam mit ihrer Kollegin Vanessa Siefke in der U3-Mondgruppe der katholischen Kindertagesstätte St. Agnes in Hamm arbeiten, berichten in einem Interview von der „Religion mit den Kleinsten“. Dabei beeindrucken sie durch ihre Freude und Kreativität. Sie machen Mut über die Spiritualität und Religiosität von Kleinkindern nachzudenken, auf einer gemeinsamen Reise mit Geduld das Potential der Kleinen zu entdecken und neue Ansätze und Methoden auszuprobieren.

I.: Wir befinden uns mitten in der Fastenzeit. Haben Sie ein Projekt mit den Kindern geplant?
Frau Mika: Aktuell ist es schwierig für die Fastenzeit ein Projekt zu planen, alle Kinder unserer Gruppe, die ja zwischen 1 und 2 ½ Jahre alt sind, stecken in einer Trotzphase. Aus diesem Grund ist „Sozialverhalten“ als vorrangiges Thema angesagt.“
Frau Nowak: Außerdem stecken wir gerade noch stark im Karnevalsthema fest. Wir haben den Bauernhof und die Tiere dort in den Blick genommen und nun zieht es sich hin, weil die Kinder noch immer Interesse haben.“

I.: Sie würden ein interessantes Thema nicht abbrechen, um sich einer Zeit im Jahreskreis zuzuwenden?
Frau Nowak: Natürlich nähern wir uns langsam dem Osterthema, werden aber in diesem Jahr sicher erst am Ende der Fastenzeit und damit maximal zwei Wochen daran arbeiten. Wir warten grundsätzlich bis bei den Kindern die Luft raus ist – so lange sie interessiert sind, lernen sie auf eine viel intensivere Weise und nehmen für sich persönlich etwas mit. Manchmal wählen wir ein Thema von dem wir denken, dass es spannend für die Kinder ist und merken dann, dass das Gegenteil der Fall ist. Es wird schnell klar, wenn es den Kleinen nicht passt.

I.: Also partizipieren schon die Kleinkinder stark am religionspädagogischen Angebot?
Frau Mika: Noch sehr viel stärker als bei größeren Kindern, steuern die U3-Kinder die Themen. Ein Thema und vor allem die Zeit, die man dem Thema einräumt, werden bestimmt von den Kindern. Wir arbeiten den Kindern dann zu. Wichtig zu wissen jedoch: Tiere sind in diesem Alter das A und O – ein sprechendes Kuscheltier als Identifikationsfigur ist unschlagbar. Z.B haben wir Emil den Esel, der den Kindern von Jesus erzählt. Denn er war der Esel von Maria und Josef im Stall, und auf ihm ritt Jesus am Palmsonntag in Jerusalem ein. Die Geschichte bleibt länger bei den Kindern, weil Emil da ist, weil er immer im Raum präsent ist. Er wohnt nämlich auf der Fensterbank.

I: Spielt Identifikation insgesamt eine große Rolle?
Frau Nowak: Ja, auf jeden Fall! Vor allem aber braucht es beim Einführen viel Geduld. Die Kleinen sind in einer Lebensphase, in der sie sehr stark auf sich selbst bezogen sind. Deshalb ist es Anfangs schwierig überhaupt ein Gruppengeschehen zu ermöglichen, in dem sich die Kinder wohl fühlen. Z.B. im Kreis zu sitzen, sich die Hände geben, sich anschauen. Hilfreich sind dabei Dinge und Ort, mit denen sie sich identifizieren können, wie z.B. der blaue Reifen der sagt: „Jetzt hören wir eine Geschichte von Jesus!“. Wichtig sind auch Methoden, die die Konzentration bündeln. Wenn wir z.B. Geschichten erzählen, kommen sie bzw. die Materialien dazu, aus einem Säckchen und werden vorgespielt.

I: Woran machen Sie fest, was die Kleinkinder interessant finden und was sie fördert?
Frau Mika: Hier können wir nur wieder Geduld betonen. Es wird immer schwer sein zu „überprüfen“ was bei dem Kind ankommt, denn oft ist die sprachliche Entwicklung noch nicht sehr weit fortgeschritten. Einige Kinder beginnen in ihre Phantasiesprache zu erzählen, wieder andere sind völlig befriedigt, wenn sie das ganze Geschehen einfach nur beobachten können. Körpersprache spielt eine große Rolle – hier drücken die Kinder enorm viel aus: Interesse, Neugier, Staunen,Betroffensein, Fragehaltung.

Das Projekt „Religionspädagogik im Elementarbereich“ der KatHO NRW versteht sich auf dem Hintergrund der aktuellen Bildungsdebatte und der sich verändernden religiösen Landschaft Deutschlands. Verstärkt wird die Bedeutung der frühen Förderung für die Entwicklung des Menschen erkannt und richtet sich der Blick auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag der KiTa als erster Stufe im Bildungssystem. Finanziell gefördert wird das von März 2012 bis Februar 2015 laufende Projekt durch die Deutsche Bischofskonferenz, das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken,und die (Erz-) Bistümer Erfurt, Köln, Limburg, Münster und Paderborn. Beteiligte Bistümer: Erzbistum Paderborn, Erzbistum Köln, Erzbistum Freiburg, Bistum Münster, Bistum Dresden-Meißen, Bistum Erfurt, Bistum Limburg, Bistum Magdeburg.Weitere Infos, Ansprechpartnerinnen und die Möglichkeit zum Abonnieren des Newsletters gibt es unter www.rpelementar.de

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