Märchen trifft Bibel

21.08.2016

Beziehungsgeschichten in Märchen und Bibel

Brigitta Schieder schreibt in ihrem Buch, dass es sowohl in Märchen als auch in der Bibel um die Ver­wandlung menschlicher Verlet­zungen und Enttäuschungen in neue Lebensmöglichkeiten geht. Sie gibt in ihrem Buch „Märchen trifft Bibel“ viele Praxisbeispiele, wie im Religionsunterricht oder in der Katechese mit Bibeltexten und Volksmärchen gearbeitet werden kann.

Verbindende Elemente sind Symbolsprache, Hoffnungsbot­schaft und Sinnsuche für und von Menschen. Sowohl in Märchen als auch der Bibel werden Geschichten von Menschen erzählt, die sich auf den Weg machen. Dabei geht es nie nur um den einzelnen Helden oder die Heldin, sondern immer um Menschen in Gemeinschaft. Märchen und Bibeltexte seien Be­ziehungs- und Liebesgeschichten, schreibt Brigitta Schieder.

Im Theorieteil des Buches wird auch für Laien verständlich er­klärt, welche Rolle der Glauben für Kinder, Jugendliche, Erwach­sene und alte Menschen im Leben spielt.  Der Sinn von Ritualen im Alltag wird von Schieder an Hand vieler Beispiele verdeutlicht.

Das  Buch ist an manchen Stellen auch Erzie­hungsratgeber mit vielen Anre­gungen für den Familienalltag, wie beispielsweise Beten mit Kin­dern. Praxisbeispiele für Unter­richtsstunden sind sofort umsetz­bar, weil sie genau beschrieben und gegliedert sind.  Ein Märchen und ein Bibeltext werden jeweils vorgestellt und dann wird die verbindende Botschaft erklärt.  Viele der Märchen sind eher unbekannt.  Dazu gibt es ergänzende Ideen für lebendige Unterrichts­stunden: Tänze, Rollenspiele und Fingerspiele. Das Buch ist für unterschied­liche Altersgruppen geeignet und besonders für Eltern, Pastoralre­ferenten und andere Menschen interessant, die Märchen- und Bibeltexte in der Kinder- und Jugendarbeit einsetzen möchten.
Sara Mierzwa

06.05.2015

Rezension Märchen trifft Bibel

"Praxismodelle für Schule und Katechese" ist ein weiteres Versprechen, dieses 236 Seiten starken Buches. Brigitta Schieder will viel - wie Titel, Untertitel und der erste Blick ins Inhaltsverzeichnis verraten. Sie hält ihr Versprechen! Im ersten Drittel legt sie ihren Ansatz ausführlich dar. Ihre Kompetenzen als Logotherapeutin und Märchenerzählerin in Verbindung mit ihrem pädagogischen und katechetischen Wissen sind das Fundament für die folgenden Praxismodelle. Brigitta Schieder stellt Bibel und Märchen als einander ergänzend gegenüber, beide benutzen archetypische Bilder, beide lehren, "anders" zu hören, zu schauen, zu fühlen, beide werden zu lebensnotwendigen Quellen. Beide bezeugen in ihrer Art, Geschichten zu erzählen, dass (ganz besonders die kleinen!) Menschen für ihre religiöse Entwicklung und Reifung Bilder brauchen. Und weil beide in der einen, uns allen verständlichen Bildsprache erzählen, liegt es nahe, die Bibel über die Märchen zu erschließen - das ist die Quintessenz der ersten beiden Kapitel. Etwas unvermittelt und unverbunden folgt das Kapitel "Rituale als Wegbegleiter", der Bezug zu religiöser Praxis und zum Märchen wird aber am Ende doch deutlich. Im vierten Kapitel kommt Brigitta Schieder zu ihrem Kernanliegen: "Wege nach Innen", die über das Hören zum inneren Schauen mit den Augen des Herzens führen. Auch wenn das Buch im Folgenden zu einer didaktiischen Fundgrube wird, hat es so gar nichts Aktionistisches. Brigitta Schieder nimmt das Bedürfnis nach Religion und Spiritualität bei Kindern ernst und zeigt Wege auf, diesem Bedürfnis echte Nahrung zu geben.
In den folgenden praktischen Kapiteln werden jeweils ein biblischer Text und ein Märchen unter einem Lebens-Thema nebeneinander gestellt. Die Texte werden in ihren Besonderheiten respektiert, Gemeinsames und Unterscheidendendes herausgearbeitet. Dazu gibt es jeweils didaktische Anregungen (Gesprächsführung, Imaginationen, Spiele, Übungen).
Alle Bausteine dienen dazu, das Schauen mit dem Herzen einzuüben, den Horizont zu weiten, die Botschaften der Bibel auf kindgerchte Weise in Lebensthemen wie "Auf dich kommt es an", "Fürchte dich nicht", "Folge deinem Gewissen" zu übersetzen.  Es ist ein enormer Reichtum in diesem Band enthalten - eigentlich zu viel für ein Buch. Der Verlag hätte gut und mutig daran getan, eine kleine Serie von zwei, drei oder gar vier Büchern daraus zu machen! So haben die Leserinnen und Leser für die Unterfütterung, Vorbereitung und Durchführung eines nachhalten Religionsunterrichtes vieles in einem Band.
Angelika B. Hirsch