Körperwahrnehmung im Kindergottesdienst mit Kinderyoga-Übungen

Publiziert am 25.02.2025  von Stefan Mendling

Welche Kompetenzen werden beim Kinderyoga gefördert und wie kann Kinderkirche davon profitieren?

Allgemein gilt, dass Kinder und Erwachsene durch Yoga ihr Körpergefühl verbessern: Sie nehmen Gefühle im Körper wahr und erleben, wie sich durch Körperhaltungen Emotionen verändern. Yoga fördert wichtige Kompetenzen wie Selbstregulation, Selbstwahrnehmung, Spüren von eigenen Grenzen, Empathie und Achtsamkeit. Es unterstützt die persönliche, körperliche und emotionale Entwicklung und hilft, mit Stress, Angst und starken Gefühlen umzugehen. Dies führt zu mehr Selbstwert und Lebendigkeit.

Yoga vertieft aber auch das Verständnis von Texten, Erzählungen oder Gebeten: Durch die Verbindung von Körperhaltungen und Worten können Kinder sich besser auf das Gehörte einlassen. Biblische Texte werden durch Yoga ganzheitlich: Der Körper speichert Gefühle, Körperempfindungen, sensorische Eindrücke und das Gehörte zusammen ab. Der Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt dies als „Erlebnisgestalt“, ein Netzwerk von Eindrücken und Empfindungen. Werden Gebete oder Texte mit Körperübungen verknüpft, wird das Erlebte ins „Körpergedächtnis“ überführt, was die Erinnerung vertieft. Kinder, die einen Segen nicht nur hören, sondern auch spüren, können das Gefühl später im Alltag wiedererleben, indem sie die entsprechende Körperhaltung einnehmen. Oder indem der Körper schon bei dem Wort "Segen" das erlebte Körpergefühl reproduziert. Das, was Kinder im Gottesdienst erleben, wird ganzheitlich, d.h. motorisch, sensorisch, emotional und kognitiv erfahren. All diese Ebenen werden beim Yoga im Kindergottesdienst in Verbindung mit den biblischen Texten aktiviert. Wie das konkret aussieht, zeigt das folgende Video-Beispiel:

Yoga-Mitmachgeschichte für den Kindergottesdienst „Jesus segnet die Kinder“

 

Yoga im christlichen Kontext

Yoga ist eine Form von Embodiment (Embodiment = "Verkörperung", ein Weg, die Verbindung zwischen Körper und Verstand herzustellen), das zum Ziel hat, das Selbstgefühl und Selbstvertrauen zu stärken und die eigene Gestaltungskraft und Lebendigkeit wiederzufinden.* Beides sind Grundvoraussetzungen für Spiritualität: Wenn schöpferische Kraft und Lebendigkeit fehlen, ist ein Gottesdienst wie eine leere Hülle. Yoga im Kindergottesdienst will uns dazu einladen, dass wir von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all unserer Kraft und unserem ganzen Gemüt uns selbst lieben lernen – und andere Menschen genauso (Lk 10,27). Dies ist, wie Jesus sagt, das wichtigste Gebot von allen, sozusagen die Grundlage für ein gutes Leben – und Yoga kann eine Brücke sein, um diese Grundlage wiederzuentdecken – oder sich gar nicht erst davon trennen zu lassen. Darum ist Yoga im Kindergottesdienst besonders wirksam und lebensdienlich.

Und bitte keine Angst davor, dass sich durch Yoga etwas „Fremdes“ oder ein „falscher Geist“ in den Gottesdienst einschleicht: Es sind zunächst „nur“ körperliche Übungen, die im Gottesdienst mit biblischen bzw. christlichen Texten verknüpft werden. Nach der Yoga-Philosophie sollen die Haltungen und Atemübungen den Geist öffnen für das Göttliche und uns mit dem Göttlichen in Kontakt bringen – und somit hat Yoga von sich aus eine spirituelle Ebene. Aber wie genau das geschieht, hängt davon ab, in welchem Geist und in welchem Kontext wir Yoga machen. Wenn wir Yoga in den christlichen Gottesdienst integrieren, kann Yoga uns helfen, ganzheitlich in Kontakt mit dem dreieinigen Gott zu kommen – und uns helfen, uns zu öffnen für den Heiligen Geist.

Tschacher, W., Storch, M., Hüther, G., & Cantieni, B. (2023). Embodiment: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen

Yoga und Bibel - wie passt das (theologisch) zusammen?

Im Yoga wird der Körper als Gefäß angesehen, in dem eine „spirituelle Entwicklung stattfindet“*. Diese wird durch Körperhaltungen (Asanas), Atemübungen und Meditation gefördert. Es geht im Yoga darum, eine Form der Achtsamkeit zu erreichen – in der Einheit von Körper, Geist und Seele: Der Körper wird ganz Ohr. Auch die Bibel spricht von unserem Körper als „Gefäß“ (2 Kor 4,7) oder als  Wohnung des Heiligen Geistes und ermutigt uns, Gott zu preisen mit unserem Körper (1 Kor 6,19–20). Die Idee, dass Spiritualität und Glaube sich auch im Körper abspielen, und das Menschenbild, bei dem Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden, sind im Yoga wie in der Bibel grundsätzlich gleich. In der Bibel kommt allerdings noch der Aspekt hinzu, dass wir als Menschen von Gott als „Gegenüber“ geschaffen sind. Die Yoga-Übungen sollen daher zum Ziel haben, uns wieder ganzheitlich in Beziehung zu bringen mit Gott. Die Asanas helfen uns dabei, für die biblischen Geschichten ganz Ohr zu werden. Yoga kann helfen, dass unser Körper, unsere Gefühle, unser ganzes „Innenleben“ Resonanzraum wird für das Wort Gottes.

* Baender-Michalska, E. & Baender, R. (2014). Yoga und Embodiment: Stress und Schmerz bewältigen.

Hinweis: Dieser Beitrag ist ein Auszug aus den Hintergrundinformationen zum Produkt "Du bist wie ein Baum. Yoga-Bildkarten für den Kindergottesdienst" (Downloadmaterial)

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