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© DonBosco Medien
Hast du Töne?
„Auf dem Flachdach sitzt Herr Krachmach“, spricht Claudia Mladek vor und klatscht dabei rhythmisch in die Hände. Gemeinsam wiederholen die Kinder den Satz und trommeln dazu auf Congas, etwa einen Meter hohen Fasstrommeln aus Lateinamerika. „Jetzt aber noch einmal alle zusammen im gleichen Rhythmus!“, fordert die Musiklehrerin ihre kleinen Schülerinnen und Schüler auf. Beim zweiten Versuch klappt es, dann geht es weiter mit der nächsten Textzeile.
In Kursen wie der „Musikalischen Grundausbildung“ an der Rosemarie-Theobald-Musikschule in Ottobrunn bei München können Kinder zum Beispiel lernen, den richtigen Rhythmus zu einem Vers zu schlagen, ihn mit Noten aufzuschreiben und zu singen. Gleichzeitig lernen die Sechs- und Siebenjährigen, mit Orff-Instrumenten zu musizieren: Neben Congas kommen unter anderem auch Xylofone, Glockenspiele, Rasseln, Triangeln, Becken oder Klanghölzer zum Einsatz.
In ihren Musikstunden singt Claudia Mladek auch mit den Jungen und Mädchen und bringt ihnen kleine Tänze bei. „So lernen die Kinder die ersten Grundlagen, um später vielleicht ein Instrument spielen zu lernen“, sagt die Musik- und Tanzpädagogin. „Denn wer den richtigen Rhythmus eines Liedes sprechen kann, kann ihn auch auf ein Instrument übertragen. Wer sich zu einem Lied im Takt bewegen kann, dem fällt es später leichter, den Rhythmus zu singen oder zu spielen.“ Über das regelmäßige Singen bekommen die Kinder eine innere Tonvorstellung, das heißt, sie lernen den Abstand zwischen den Tönen einzuschätzen. Dies ist hilfreich beim Spielen von Melodien auf einem Instrument. Deshalb empfiehlt Claudia Mladek Eltern, auch schon mit kleinen Kindern gemeinsam zu singen und sie dazu klatschen, klopfen und sich bewegen zu lassen. Ob man selbst alle Töne richtig trifft oder nicht, spielt zunächst dabei keine Rolle. „Wichtig ist, dass es Eltern und Kind Spaß macht“, sagt die Musikpädagogin.
Musizieren hat auch eine positive Wirkung auf die Entwicklung von Kindern. So haben beispielsweise Forscher des kanadischen Rotman Research Institute herausgefunden, dass die Beschäftigung mit Musik die sprachlichen Fähigkeiten fördert. Im Rahmen der Studie hat die Hälfte der teilnehmenden Kinder über mehrere Wochen hinweg Melodik, Rhythmik und andere musikalische Fähigkeiten trainiert. Eine Vergleichsgruppe machte Übungen zu Malerei und Formen. Zwei Vergleichstests am Anfang und am Ende der Studie zeigten, dass die Kinder der Musikgruppe im abschließenden Sprachtest besser abschnitten als die Kunstgruppe.
Eine andere Untersuchung eines Psychologen der Universität Toronto ergab, dass Kinder im Grundschulalter, die regelmäßig einen Musikunterricht besuchten, einen besseren Notendurchschnitt hatten als Kinder ohne Musikunterricht. „Dadurch, dass man beim Musizieren gleichzeitig die Hände bewegen und auf Melodie und Rhythmus achten muss, wird die Entwicklung des Gehirns gefördert“, erklärt Claudia Mladek.
Allerdings sollte man sich nicht zu früh auf ein bestimmtes Instrument festlegen. „Manchmal fragen Eltern, ob ihr vierjähriges Kind schon Klavier- oder Gitarrenunterricht bekommen kann“, erzählt die Musikpädagogin. „Das ist aber noch zu früh. Der richtige Zeitpunkt, um mit einem Instrument zu beginnen, ist, wenn das Kind über einen längeren Zeitraum deutliches Inter-esse an einem Instrument zeigt – das kann schon mit sechs oder sieben Jahren sein, aber auch erst später.“ Um Kindern verschiedene Instrumente vorzustellen, besucht Claudia Mladek im Rahmen der „Grundausbildung“ mit ihnen Unterrichtsstunden ihrer Kolleginnen und Kollegen wie den Geigenunterricht, den Gitarrenkurs, die Schlagzeugstunde oder den Trompetenunterricht. Hier erfahren die Kinder mehr über das jeweilige Instrument und dürfen sich selbst einmal daran versuchen. Ein Mädchen aus der „Grundausbildung“ hat schon mehrere Favoriten: „Ich fand das Klavier toll, aber Gitarre hat mir auch gut gefallen!“, berichtet sie begeistert. Auch am Tag der offenen Tür können sich Kinder gemeinsam mit ihren Eltern unterschiedliche Instrumente anhören und sie selbst ausprobieren.
Ein bestimmtes Instrument für den Anfang möchte Claudia Mladek jedoch nicht empfehlen. „Jedes Instrument hat seine schwierigen und einfachen Seiten“, findet sie. Denn inzwischen gibt es Musikinstrumente wie Geige, Gitarre oder Akkordeon auch in Kindergrößen. Die einzige Einschränkung sind Blechblas- und Rohrblattinstrumente. Um beispielsweise Trompete oder Klarinette spielen zu können, müssen Kinder schon die bleibenden Schneidezähne haben.
Das richtige Instrument ist gefunden, wenn eine Beziehung zwischen Kind und Instrument spürbar wird. „Bei manchen Kindern geht ein Leuchten über das Gesicht, wenn sie beispielsweise den Klang einer Geige hören“, sagt Claudia Mladek. „Andere nehmen ein Musikinstrument auch schon intuitiv richtig in die Hand, statt es nur zu halten, wie man es ihnen gegeben hat.“ Oft wählen aber auch die Eltern für ihr Kind ein Instrument aus, weil sie es selbst früher nicht lernen konnten oder weil schon ein Klavier oder eine Flöte vorhanden sind. „Das kann gut funktionieren. Aber wenn es schwierig wird, fehlt oft die Lust zum Üben und den Eltern die Argumente, ihr Kind zu motivieren“, sagt Claudia Mladek. „Am besten ist es, wenn ein Kind selbst seine Wahl treffen kann.“
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