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Foto: © stock.adobe.com/Robert Kneschke
Kinder erzählen einfach gern von ihren Erlebnissen. Sobald sie morgens zusammentreffen, gibt es gleich viel zu berichten. Manchmal muss sich etwas von der Seele geredet werden, ein anderes Mal sorgen interessante Geschichten für Staunen und Schmunzeln. Eines steht aber fest: Der Erzählkreis als Ritual am Morgen entsteht aus einem natürlichen kindlichen Impuls heraus und fördert gleichzeitig viele Kompetenzen im sprachlichen, sozialen und emotionalen Bereich. Ein großer Grund, sich intensiver mit dem Thema zu befassen und gezielt für eine schöne Erzählatmosphäre zu sorgen.
Mit gezielten Höraufträgen und der Möglichkeit, Nachfragen zu stellen, bleiben auch unruhige Kinder besser am Ball. Denn oft ist es so, dass das Interesse am Erzählkreis rapide nachlässt, sobald das eigene Anliegen erzählt wurde. Wenn jedes Kind eine kleine Zuhöraufgabe hat, zu der es sich weiterhin einbringen kann, übt sich das Zuhören umso besser.
Je liebevoller, wertungsfreier und routinierter der tägliche Erzählkreis abläuft, desto vertrauter wird der gemeinsame Raum. Mit der Zeit bringen sich dann auch eher schüchterne Kinder ein. Sie brauchen oft mehr Zeit und lassen sich nicht durch plötzliche Ansprache oder Aufforderung aktivieren. Das wäre kontraproduktiv. Schüchterne Kinder können beispielsweise bei kleinen Umfragen mit Handzeichen in die erste Sichtbarkeit vor der Gruppe kommen.
Ein Kind, das jeden Tag erzählt, schult nicht nur seinen eigenen Wortschatz mit der Fähigkeit, den Redebeitrag inhaltlich zu strukturieren und für andere nachvollziehbar zu übermitteln. Mehr noch: Es entwickelt ein Gespür für das Interesse anderer Kinder an den Erzählungen. Durch die Rückmeldungen und Reaktionen der Zuhörenden beginnt eine erste Selbstreflexion.
Wenn es eine Selbstverständlichkeit ist, vor einer Gruppe Zuhörender zu sprechen, wird Kommunikation zu einem positiven Erlebnis und ein Grundstein für die Fähigkeit zum öffentlichen Reden gelegt. Ganz schön selbstwirksam!
Wenn Kinder von ihren Erlebnissen und Eindrücken erzählen, geben sie einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Zuhörende Kinder machen daher die wertvolle Erfahrung eines Perspektivwechsels. Sie lernen mehr und mehr, sich in andere hineinzuversetzen und deren Sichtweisen zu verstehen.
Mit der Zeit gelingt es immer besser, Gefühle in Geschichten zu erkennen und auch zu benennen. Hier haben die Erwachsenen zum einen eine wichtige Vorbildfunktion im Umgang mit den Erzählungen der Kinder (bitte nicht laufend kommentieren!) – und auch darin, sensible Themen und Gefühlsmomente so aufzugreifen, dass die Kleinen daran wachsen können.
Kennenlernspiele, Ritualkarten & Wortschatzarbeit: Mit Erzählkarten für die Grundschule freies Reden lernen! Perfekt zur Sprachförderung für den Erzählkreis
Nadine Mescher, Studium der Germanistik, Sozialwissenschaften und Waldorfpädagogik, Weiterbildung zur Gesundheitspädagogin. Sie arbeitet als Klassenlehrerin und Fachlehrerin für Musik und Religion an einer Waldorfschule. In ihrer Freizeit schreibt sie Kinderbücher und bloggt auf www.montagskindblog.de. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die Pädagogik der Klänge und des Zu-Hörens (Audiopädie).
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Nadine Mescher, Studium der Germanistik, Sozialwissenschaften und Waldorfpädagogik, Weiterbildung zur Gesundheitspädagogin. Sie arbeitet als Klassenlehrerin und Fachlehrerin für Musik und Religion an einer Waldorfschule. In ihrer Freizeit schreibt sie Kinderbücher und bloggt auf www.montagskindblog.de. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die Pädagogik der Klänge und des Zu-Hörens (Audiopädie).
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