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Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen

Publiziert am 28.09.2021  von Robert Rossa

„Plötzlich ist das Kind immer so still“, „Sie möchte auf einmal nicht mehr zur Schule“ oder „Wir dachten, das liegt an der Pubertät“ sind Aussagen von Eltern, wenn es darum geht, wie es angefangen hat und was ihnen zuerst aufgefallen ist. Ein kleiner Einblick in das weitreichende Feld des Cybermobbing wird in diesem Beitrag gegeben.

Mobbing im Netz

Bereits in den vergangenen Jahren ergaben unterschiedlichste Befragungen und Studien, dass viel mehr Kinder und Jugendliche eigene Erfahrungen mit „Mobbing im Netz“ gemacht hatten, als allgemein angenommen wurde. Während Pädagog:innen, Sozialarbeiter:innen und Therapeut:innen neue und wirkungsvolle Handlungs-, Therapieansätze und Präventionsstrategien für das „Mobbing im Real-Life“ etablierten, wuchs und verlagerte sich die Problemlage zunehmend in das Internet. Die plötzliche Notwendigkeit von Home-Schooling und Distanz-Lernen wirkte dabei wie eine Art Brandbeschleuniger. Die Auswirkungen sind vielfältig, schwer zu identifizieren und bleiben uns sicher auch oft verborgen. Was nicht selten irgendwo zwischen Schule und Freizeit fast harmlos, zwischenmenschlich beginnt, kann das Potenzial haben, sich über Smartphone, Tablet und Co. für viele „User“ zu einem nicht endenden Albtraum zu entwickeln: „unschöne“ Beleidigungen, Erpressung, Nötigung sowie weitere Straftatbestände. Kinder sind in keiner Weise – weder emotional noch kognitiv – ausreichend entwickelt, um dem etwas entgegenzusetzen. Hinzu kommt, dass auch die Familie keinen geschützten Raum mehr bieten kann, denn das Internet macht nicht an der Haustür Schluss.

Einsatz gegen Cybermobbing

Das Buch „Die 50 besten Spiele gegen Cybermobbing“, das sich an Pädagog:innen, Therapeut:innen und Gruppenleiter:innen wendet, wurde mit aufforderndem Charakter in die Kapitel Erkennen, Verstehen, Mitfühlen, Eingreifen und Vermeiden aufgeteilt. Die Übungen können situationsbedingt den eigenen, aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Jedes Kapitel enthält, neben einzelnen Hinweisen und Anwendungsvarianten, auch Übungen, die direkt am Smartphone gespielt werden können. Dem Motto “schwimmen wird im Wasser gelernt“ folgend, möchten wir den Übungsleitenden Mut machen, das Medium selbst als wichtigen Bestandteil in den Übungsaufbau mit aufzunehmen und sich der Herausforderung zu stellen.

Tipp: Mediennutzungsvertrag

Um sinnvolle Medienbildung zu gestalten, ist aber auch ein enger Austausch zwischen Kindern, Eltern und Pädagog:innen/Therapeut:innen eine wichtige Voraussetzung. Eine Empfehlung, die Pädagog:innen und Therapeut:innen Eltern geben können, ist es, gemeinsam einen Medienvertrag zu erarbeiten. Darin werden z.B. auch Regeln zum Umgang mit persönlichen Daten festgehalten, die dazu beitragen können, Kinder und Jugendliche im Netz zu schützen. Folgende Hinweise und Empfehlungen werden als Grundlage für die Erarbeitung eines solchen Medienvertrags oder einer Medienvereinbarung mit dem Kind zur Orientierung verwendet:

  • Ein grundsätzliches Interesse der Eltern für Medien (z.B. Smartphone, Tablet etc.) und Mediennutzung bilden die allgemeine Basis.
  • Als gutes Vorbild vorangehen. Das Kind nimmt sich, dauernd und ständig, ein Beispiel an der Mediennutzung der Eltern und weiterer Menschen in seiner Umgebung.
  • Das richtige, passende Smartphone, Tablet oder den passenden PC bereits vorab auswählen. Altersgerecht auch im Hinblick auf die Möglichkeiten, z.B.: Welche Apps gelangen mit diesem Smartphone in die Hände des Kindes?
  • Das Kind in der digitalen Welt niemals alleine lassen. In Sichtweite bleiben, um auf Reaktionen und Aussagen des Kindes reagieren zu können.
  • Das Prinzip „Klick und Konsequenz“ erklären und erläutern.
  • Mögliche Gefahren im Netz sollten vorab mit dem Kind besprochen werden.
  • Die tägliche Mediennutzung zeitlich begrenzen. Auch die 3-6-9-12-Faustformel bietet hierzu eine allgemeine Orientierung (bis zum dritten Lebensjahr empfehlen Medienpädagog:innen, ganz auf den Bildschirm zu verzichten, vor dem sechsten Lebensjahr sollte das Kind keine Spielkonsole besitzen, bis neun kein eigenes Smartphone und bis zwölf nicht unbeaufsichtigt mit Computer und Internet umgehen).
  • Als Gegengewicht zu den Medienzeiten auch medienfreie Zeiten und aktive Pausen fest definieren.
  • Die Zeichen und Symbole, die einen Teil der „Internetsprache“ abbilden, mit dem Kind besprechen.
  • Eine allgemeine, im Netz gültige Netiquette bietet eine gute Grundlage, um auch Höflichkeit und Freundlichkeit im Internet ins Gespräch zu bringen.
  • Den Umgang und die Gefahren im Zusammenhang mit persönlichen Daten im Netz thematisieren.
  • Medienerziehung ist ein Prozess, der dauerhaft durch die Eltern begleitet wird und im Familienalltag stattfindet.
  • Unterstützung holen und annehmen gilt für Kinder und Eltern.
  • Vertrauen und Offenheit zwischen Kindern und Eltern ist eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Medienerziehung.
  • Um einen nachhaltig wirksamen Medienvertrag oder eine Medienvereinbarung mit dem Kind oder Jugendlichen zu schließen, ist es wichtig, die Zeit, den Ort und den Umfang auf die tatsächlichen Bedürfnisse des Kindes oder Jugendlichen abzustimmen.

Weitere Hinweise zu einem Mediennutzungsvertrag finden Sie bei klicksafe unter diesem Link.

Die Autor:innen:

Julia Rossa, studierte Sozialpädagogik, arbeitet als Schulsozialarbeiterin mit den Arbeitsschwerpunkten Elternberatung und Schülerförderung, sie engagiert sich in der Hospiz-Arbeit. Mit ihrem Mann Robert Rossa und der gemeinsamen Tochter lebt sie in Lindlar.

Dr. Robert Rossa, Sozialpädagoge, systemischer Antigewalt-Trainer, tätig als Kindertherapeut, Leiter der Superhelden-Akademie, führt an Schulen Kompetenztrainings mit Kindern durch und berät und begleitet Lehrkräfte dazu.

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